Gruppe 3

Ideologien über Konsum und Konsument im Kapitalismus

Die Veredelung des Kapitalismus zur „Wohlstandsgesellschaft“ und der Einsatz der „Konsumentenmacht“ gegen „Auswüchse“

OrtZHG 004, Platz der Göttinger Sieben 5
Zeit25.10.2012 19:30-22:00h
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Jeder will es wissen: Wir leben, Krise hin oder her, grundsätzlich in einer „Wohlstandsgesellschaft“, auch wenn die feinsinnige Unterscheidung zwischen Kaufhäusern und Discountern, Anbietern und Billiganbietern oder Tourismus und low-budget-Reisen Zweifel an der Behauptung weckt. Der Konsum der Menschen gilt einfach als hohes Ziel dieser Wirtschaft und nach Qualität wie Quantität als überaus gut bedient. Einerseits.

Andererseits gibt es auch eine Kritik am Konsum. Aber nur in einer Richtung: Es gibt zu viel davon in unserer „Überflussgesellschaft“. Warum darin auch noch Niedriglohnsektor oder Kinderarmut Platz finden, wäre die Frage. Die stellt sich aber kaum jemand. Moderne Konsumenten beziehen ihre Zweifel mehr aus anderen Erwägungen. Kann man heute noch guten Gewissens einkaufen? Wie viel Kinderarbeit enthalten T-Shirts? Wie viel CO2-Emission verursacht der Rücktransport norddeutscher Krabben aus den Verarbeitungsstätten in Nordafrika? Wie viele Tagelöhner werden mit Pestiziden auf sizilianischen Plantagen vergiftet, die die Anwohner auch noch um brauchbares Trinkwasser bringen? Das sind so Fragen, bei denen der Konsument sich besinnt. Leider nicht auf Zweck und Charakter einer Produktion, die so etwas hervorbringt, sondern auf seine „Konsumentenmacht“. Mit einem ethisch wertvollen Einkaufszettel will er richten, was in Fabrik und Personalbüro nach seiner Auffassung falsch gelaufen ist. Was leistet diese Konsumentenmacht objektiv?

Was sie subjektiv leistet, ist klar. Sie bringt die Ursachenforschung für die erfahrenen Widrigkeiten endgültig auf die schiefe Bahn. Wenn nämlich angeblich die Macht des Konsumenten entscheidet, wie die Produktion ausfällt, dann muss der sich auch in letzter Instanz die nie enden wollenden aufgeführten Schäden als sein Fehlverhalten zurechnen lassen: beim Einkauf daneben benommen und falsch geordert! So kommt „König Kunde“ in den Genuss einer Doppelrolle. Als Konsument darf er dem Kapitalismus für eine Leistung danken, die gar nicht im Programm ist, Versorgung. Und die schädlichen Wirkungen, die das kapitalistische Wachstum tatsächlich auf Natur und Gesundheit hat, weil Gewinn statt Versorgung sein Ziel ist, darf er seiner Maßlosigkeit und mangelnden Verantwortung in Versorgungsdingen zurechnen.

Das kann man so nicht stehen lassen.