Gruppe 3

BILD und SPIEGEL – ein Vergleich

Textbausteine demokratischer Meinungsbildung: Was die Nation im Winter 2013 interessiert und erregt.

OrtZHG 002, Platz der Göttinger Sieben 5
Zeit31.01.2013 19:30-22:00h

Zwei Zentralorgane bundesdeutscher Öffentlichkeit von sehr unterschiedlichem Ruf: Die auflagenstärkste Tageszeitung der Nation steht im Verdacht, mit fetten Lettern auf die oberflächliche „Sensationsgier der Massen“ zu zielen; dagegen halten gebildetere Kreise dem investigativen Journalismus des Nachrichtenmagazins zugute, auch „Hintergründe“ des Weltgeschehens aufzudecken. Natürlich sind die Unterschiede bei Themen und Machart unübersehbar – der SPIEGEL schreibt Titelgeschichten über die große Politik, Wirtschaft, Hochkultur, Zeitgeist; Seite 1 der BILD ist eher reserviert für Sex & Crime, Casting-Shows & Promi-News –, deren Schnittmenge sollte man darüber jedoch nicht verpassen: Beide Blätter reden gnadenlos in der 1. Person Plural, jedes Ereignis wird durch die Brille des nationalen Wir betrachtet – in Form & Inhalt immer schön zielgruppenorientiert aufbereitet für die niederen wie die höheren Schichten.

Die täglichen Sensationen zielen auf ein patriotisch verbildetes Gemüt, das mit Siegen und Niederlagen „unserer“ Staatenlenker, Wirtschaftskapitäne, Kulturschaffenden oder Leistungssportler auf- und wieder abgeregt wird; auch die seriöse Hintergrundberichterstattung lenkt das Interesse der Leserschaft meist auf die spannende Frage, wie „unser“ Euro, „unser“ Standort, „unsere“ Bundeswehr oder „unsere“ Kicker im Wettbewerb der Völker dastehen und warum. Darum leben auch die vielen Skandale vom Geist konstruktiver, also parteilicher Kritik: Jeder „Missbrauch“ staatlicher oder ökonomischer Macht ist ein einziger Auftrag zu deren besserem Gebrauch; jeder „Fehltritt“ einer prominenten Figur gerät zum Lehrstück über die Maßstäbe von Erfolg & Anstand, die sich wie selbstverständlich für alle Bürger gehören sollen…

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An solchen (immer gleichen, den Tagesereignissen stets anzupassenden) Textbausteinen soll die hohe Produktivkraft einer freien, pluralistischen Presse für die staatsbürgerliche Meinungsbildung gezeigt werden. Dauerberieselung mit Nachrichten und Stories aus dem Lokal-, Berufs- oder Familienleben als ideeller Lohn fürs Mitmachen des Volkes: Aufforderung zum Mitreden, Mitdenken, also Mitfiebern vom Standpunkt der Sorge um „unser“ Gemeinwesen!

Den Stoff des Vortrags entnehmen Besucher der Diskussion bitte ihrer aktuellen Tageszeitung oder Illustrierten.

Vortrag und Diskussion
mit Manfred Freiling