Gruppe 3

Castor

ein Container mit nationalem Inhalt

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Seit ihrer Entstehung ist die Anti-Atom-Bewegung damit beschäftigt, die Rücksichtslosigkeiten der BetreiberInnen und PolitikerInnen gegen Mensch und Natur zu entdecken und bekannt zu machen. Das Wissen darüber hat Einige auf den Gedanken gebracht, daß „hier ja wohl alles möglich“ sei, angefangen bei der Kalkulierung mit einer täglichen Verstrahlung der Bevölkerung über das Inkaufnehmen eines GAUs bis hin zum Einsatz staatlicher Gewalt gegen Leute, die ihren Unmut darüber kundtun.

Solches ist also in diesem Staate möglich, nötig erschien es dagegen nicht. In einer Demoktratie sollten gute Argumente und gewichtige Einwände doch etwas gelten! Deshalb wurde den Verantwortlichen immer wieder vorgerechnet, wie unwirtschaftlich Atomenergie sei, und wie risikoreich. Der mäßige Erfolg dieser Art der Agitation und die harte Reaktion des Staates auf Proteste wurden zum Anlass genommen, eine mangelnde Verwirklichung der Prinzipien eines demokratischen Staatswesens zu beklagen. Es wurde ein „Atomstaat“ entdeckt, in dem es einen „Atomfilz“ gibt und der in Reaktion auf notwendig entstehende Proteste zu einem „Polizeistaat“ mutiert.

Dieser Abgleich der Beobachtungen mit dem Ideal von einem „wirklich“ demokratischen Gemeinwesen lässt üblicherweise die Analyse des real existierenden außen vor. Deshalb werden auch keine Notwendigkeiten entdeckt, die dazu führen, dass für Mensch und Natur schädliche Technik angewendet wird, und dass in der Anwendung eine zusätzliche Rücksichtslosigkeit vorherrscht. Stattdessen findet mensch das Böse im Menschen. Charakterliche Defizite sollen der Grund für das Festhalten an der Atomenergie sein, nämlich die Profitgier der Beteiligten, ihre Verantwortungslosigkeit, ihr fehlendes demokratisches Bewusstsein oder ihre mangelnde Verbundenheit zur Natur. Das Ziel dieses Textes ist es zu zeigen, dass es für einen Nationalstaat durchaus gute Gründe gibt, die Atomtechnik zu entwickeln und an ihr festzuhalten, dass die harte staatliche Reaktion auf Proteste genau aus diesen Interessen herrührt, und dass die an der Atomenergie beteiligten Konzerne nach ganz normalen wirtschaftlichen Prinzipien agieren.

Mit der historischen Entwicklung wollen wir erstmal deutlich machen, wieso mensch überhaupt erst mit diesem Krempel angefangen hat. Dabei soll deutlich werden, was für Ziele ein Staat mit einer solchen Technologie verfolgt (Besitz von Nuklearwaffen, energiewirtschaftliche Unabhängigkeit, Exporttechnologie, und Know-how). Als nächstes soll mit der Analyse der internationalen Staatenkonkurrenz gezeigt werden, wieso ein Staat diese Ziele hat. Aus der Analyse des bürgerlichen Staates soll deutlich werden, dass mit der Atomindustrie nach gängigen Mustern verfahren wird. Die hieraus resultierenden Kenntnisse beziehen wir als nächstes auf die gängige Kritik der AKW-GegnerInnen. Zum Abschluss wird die Durchsetzungspolitik des Staates noch unter die Lupe genommen.